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So cheibe schön isches gsi!

  • Simon Keller
  • 26. Juli
  • 5 Min. Lesezeit

ETF Lausanne Vereinswettkampf, 20. - 22. Juni 2025 |

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Freitag, 20. Juni, 14:40 Uhr – die ersten Turnerinnen und Turner stehen am Bahnhof Stammheim bereit. Treffpunkt wäre zwar erst um 15:00 Uhr und der Zug fährt bekanntlich um 15:13 Uhr, doch das Sechs-Jahres-Highlight kann kaum noch erwartet werden. Für den Vereinswettkampf des 77. Eidgenössischen Turnfests treten ganze 53 Turnerinnen und Turner des TV Stammertals die Reise nach Lausanne an, somit steigen wir zum ersten Mal seit langer Zeit wieder in die 1. Stärkeklasse auf und messen uns dort mit 153 der insgesamt 1'372 teilnehmenden Vereinen.

 

Kaum in den Zug gestiegen, erfahren wir, dass es zwischen Winterthur und Zürich einen Unfall gegeben hat, wodurch sich unsere ohnehin schon lange Reise leider nochmal verlängert. Nach Wartezeiten an verschiedenen Bahnhöfen und vollgestopften Zügen, erreichen wir dann endlich unsere Kantonshauptstadt und können dort wieder in den regulären Zug steigen – nur leider nicht mehr mit reservierten Plätzen. Immerhin können für die restliche Zug- und Busfahrt Sitzplätze ergattert werden und schlussendlich erreichen wir mit rund zwei Stunden Verspätung unsere Destination «Chesaux-sur-Lausanne».

 

Dort angekommen, wird das Material in der Schlafstätte – der Turnhalle – deponiert und die bestellten Pizzen vor der Halle in der Abendsonne verspeist. Nach dieser nervenaufreibenden Hinfahrt gönnt uns der überaus freundliche Gastgeber noch ein Feierabendbier und bald darauf werden die Schlafsäcke ausgerollt und man macht es sich auf den Turnmatten in der Halle bequem. Naja, bequem ist vielleicht übertrieben, lernt doch manch einer in dieser Nacht, dass die Leicht-Turnmatten ein Mätteli nicht zu ersetzen vermögen.

 

Nach einigen Stunden des dezenten Schnarch-Ambientes, begleitet durch Flurbeleuchtung mit Bewegungsmelder, heisst es um 05:30 Uhr «Tagwach» – und verständlicherweise braucht es bei einigen noch etwas Anstrengung, um die Augen offen zu halten. Doch bald ist das Gepäck wieder verstaut, die Matten im Geräteraum, die Zähne geputzt, das Bialetti aufgeheizt und für manche gibt es noch Reste der Pizza vom Vorabend zum Zmorge. Und so weicht die Müdigkeit langsam, aber sicher dem Adrenalin – um 08:00 Uhr sollen wir schliesslich in den Eidgenössischen Wettkampf starten.

 

Nach einer kurzen Metrofahrt und einem Fussmarsch durch die Stadt (der Bus war bereits «graglet voll») erreichen wir pünktlich die Wettkampfanlagen und starten bald auch in den ersten Wettkampfteil. 24 Turnerinnen und Turner präsentieren eine tolle Vorführung der für dieses Jahr neu einstudierten Gerätekombination und erturnen damit ihre bisherige Bestnote von 8.94. Parallel dazu erreichen 15 Kugelstosserinnen und Kugelstosser eine 7.04. Im zweiten Wettkampfteil tun es die 12 Turnerinnen mit der ebenfalls neu einstudierten Gymnastik der Gerätekombination gleich und erturnen ihre bisherige Bestnote – 8.99. Parallel dazu springen 19 Turnerinnen und Turner in den Sand von Vidy und erreichen eine 8.03. Abgeschlossen wird der Wettkampf um Mittagszeit von 18 Turnenden am Hochsprung mit 8.20 und 7 Steinhebern mit einer 9.06. Daraus resultiert eine Gesamtnote von 25.05 und wir platzieren uns auf dem 118. von 154 Rängen, womit wir zufrieden sein können.


Da die Wettkampfanlagen in der Stadt verteilt sind, muss nach abgeschlossenem Wettkampf erst einmal zueinander gefunden werden. Als Treffpunkt wird ein schönes Plätzchen am Lac Leman hinter dem «Centre sportif de Dorigny» ausgesucht und bald schon sind alle Turnerinnen und Turner dort versammelt. Auch die Getränke zum Anstossen lassen nicht lange auf sich warten und so kann nach einer kurzen Ansprache des Oberturners der Wettkampf um ca. 13:15 Uhr offiziell beendet werden. Bis zum nächsten Programmpunkt bleibt aber gar nicht viel Zeit, denn der Festumzug startet um 14:00 Uhr und Hornträgerin, Hornträger, Fähnrich und Präsident haben die Ehre in der 100-köpfigen Delegation des ZTVs mitlaufen zu dürfen. So macht sich die Delegation wieder auf den Weg, während andere sich noch eine Erfrischung im See gönnen.

 

Geplant gewesen wäre nun eigentlich, dass vor dem Festumzug noch die Zelte aufgeschlagen werden – da der gebuchte Zeltplatz bereits überfüllt ist, sollte dies beim Wettkampfplatz in Vidy ermöglicht werden. Doch dort angekommen erfährt man, dass die Zelte erst nach 17:00 Uhr aufgestellt werden können und so wird das Gepäck einmal mehr mitgeschleppt.

 

Mit wenig Verspätung startet hinter dem «Palais de Justice» dann dafür der imposante Festumzug und die Turnerinnen und Turner des TV Stammertals versammeln sich auf der Zielgerade beim «Place de Fête» (Ouchy). Nach etwa 1.5 Stunden erreicht die Delegation des ZTV die Zielgerade und die Stammer, welche sich in der ersten Zuschauerreihe des Festumzugs versammelt haben, nutzen die Gunst der Stunde um unseren Fähnrich bei seinem letzten Festumzug gebührend zu feiern: Ein über fünf Meter langes Banner mit der Aufschrift

«Hüter der Fahne 2014 - 2025 – Danke Michi!»

wird pünktlich und unter tosendem Jubel in die Höhe gestreckt. Die Überraschung ist gelungen und der Jubel für die 11 Jahre, in welchen Michael Ita unsere Vereinsfahne mit grösster Sorgfalt gehütet und getragen hat, ist absolut verdient!

 

Nun dürfen natürlich unsere Gruppenbilder nicht fehlen, diese werden gleich mit dem Banner geschossen und bald darauf begibt man sich ein letztes Mal mit Gepäck zum improvisierten Zeltplatz. Dieser ist auch nach 17:00 Uhr nicht bezugsbereit und so wird kurzerhand selbst ein Plätzchen für unsere Zelte definiert, damit endlich das Gepäck deponiert und das Fest begonnen werden kann. Kaum sind die Zelte aufgebaut, beginnt es zu regnen; erst ein paar Tropfen und bald schon strömt es nur so vom Himmel herab. Da auch Blitze durch die Wolken über Lausanne zucken, suchen wir für ein Weilchen Unterschlupf in einem nahegelegenen Bootsunterstand, bevor es für die meisten endlich zum Znacht geht. Da die Turner:innen-Verpflegung nochmal weiter weg vom Festgelände zu finden ist, bewegen sich manche ohne Umweg direkt zum Festgelände.

 

Die Strapazen des Tages – von überfüllten Bussen, über Hektik von Termin zu Termin bis hin zum Zeltplatz, der uns trotz Buchung und Bezahlung nicht zur Verfügung gestellt wurde – sind bald vergessen. Auf dem Festgelände bewegt man sich vor allem zwischen Beach-Bar, doppelstöckigem Festzelt und Mojito-Bar gleich neben dem Festgelände – bei letzterer kann man sich am besten mit dem Preis/Leistungs-Verhältnis anfreunden.

 

Spätestens am Sonntagmorgen finden sich dann alle wieder auf dem Zeltplatz ein und man begibt sich für das Frühstück noch ein letztes Mal hoch zur «Pontaise». Nach dem Zmorge ist man dann auch etwas zu faul, um nochmal für einen «Schwumm» runter zum Lac Leman zu gehen und so verbringt man die letzten Stunden des ETFs gemütlich bei Kartenspielen, Erzählungen von letzter Nacht, oder einfach einem Nap im Schatten auf der Wiese.

 

Und dann heisst es auch schon «Aufbruch» zum Bahnhof, wo wir die etwa 3.5 stündige Heimreise antreten werden. Dort angekommen wird nochmal Reiseproviant eingekauft und schliesslich kann dank top Organisation der SBB auch speditiv der Zug bestiegen werden. Im Spezialzug für Turnerinnen und Turner aus der Deutschschweiz bekommen wir unseren eigenen Wagen und so beginnt eine heitere Heimfahrt mit Musik, Tanz, Spielen und Festlaune –

«de Partybus isch gstartet!»

Die Stunden vergehen wie im Flug und bald ist man wieder in Winterthur und betritt die S29. Im letzten Zug auf der Heimreise dürfen wie immer die wichtigsten Lieder nicht fehlen, «Ewigi Liäbi», «Alperose» und «Meitli tanz!» sind nur drei davon und als in Ossingen noch einige Stammer für den letzten Streckenabschnitt zusteigen, werden sie von einem Verein lauthals singender Turnerinnen und Turner mit der «W.Nuss vo Bümpliz» beinahe zurück auf den Perron geblasen. Zum Schluss der Heimreise muss zwischen Ossingen und Stammheim natürlich noch das Turnerlied zum Besten gegeben werden und schliesslich öffnen sich die Türen und das ereignisreiche Wochenende endet dort, wo es begonnen hat.

 

Mit musikalischer Begleitung des Musikvereins, begrüssenden Fahnen der Schützenvereine und des Reitvereins und unter Applaus von befreundeten Vereinen, Verwandten, Bekannten, einer Delegation des Gemeindevorstandes und natürlich erfreuten Ehrenmitgliedern sind wir endlich wieder zu Hause im schönen Stammertal! Nach ein paar Worten zum Turnfest und der Verkündung unserer Ergebnisse und einigen Dankesworten ist dann der letzte Pflichtpunkt auch abgehakt und der «Heimkehr-Apéro» kann eröffnet werden.

 

Ein grosser Dank geht nochmal an unseren Oberturner Pascal Reutimann, welcher uns hervorragend durch ein teils eher chaotisches Turnfest geleitet hat – und natürlich an das ganze Leiterteam, welches ihn dabei unterstützt hat.

 

«Nei würkli schön isches gsi!»

Bilder: Simon Keller, Melissa Zimmermann, Michelle Reutimann, Manuel Wepfer, Pascal Reutimann






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